UV-Filter im Geschinersee
In einem beliebten Badesee im Wallis hat das Oekotoxzentrum Rückstände von Sonnenschutzmitteln nachgewiesen. Die Konzentrationen stiegen während dem Badebetrieb an und lagen für einige Stoffe in derselben Grössenordnung wie die vorläufigen Qualitätskriterien. Eine vertiefte Untersuchung der Situation in der Schweiz ist geplant.
Die Sonne ist für uns lebensnotwendig, doch ihre UV-Strahlen können zu Sonnenbrand und Hautkrebs führen. Um uns davor zu schützen, verwenden wir Sonnenschutzmittel mit UV-Filtern, die beim Baden auch in Gewässer gelangen. Einige der rund 30 UV-Filter, die in der Schweiz zugelassen sind, können jedoch ungesund für Wasserorganismen sein. Daher hat das Oekotoxzentrum in einem Pilotprojekt im Geschinersee im Wallis untersucht, ob sich die Stoffe in diesem beliebten Badesee nachweisen lassen. Das Pfadibundeslager, das dort im Sommer 2022 mit mehr als 30’000 Teilnehmenden und regelmässigem Badebetrieb durchgeführt wurde, bot dazu eine ideale Gelegenheit.
UV-Filter können Wasserorganismen schädigen
Einige UV-Filter können schädliche Auswirkungen auf Organismen im Ökosystem haben: zum Beispiel Beeinträchtigungen des Wachstums und der Photosynthese von Algen, Schädigungen der Nachkommen von Muscheln, Ausbleichen und Absterben von Korallen sowie Verweiblichung und Fortpflanzungsprobleme bei Fischen. Die Auswirkungen auf Korallen in Meeren sind am besten erforscht, diese können durch UV-Filter schon bei geringen Konzentrationen geschädigt werden. «Wir wissen noch wenig über die chronische Toxizität der Stoffe, dies gilt besonders für Süsswasserorganismen», sagt Projektleiterin Alexandra Kroll. «Es gibt jedoch Hinweise, dass einige UV-Filter hormonaktiv sind.»
Sieben Stoffe in Badesee nachgewiesen
Das Oekotoxzentrum hat das Umweltteam des Pfadibundeslagers zunächst beraten, mit welchen Massnahmen sich das Risiko für den kleinen See durch den zusätzlichen Badebetrieb während des Lagers verringern lässt. Ausserdem wurden vor und während des Lagers an verschiedenen Stellen Wasserproben genommen und chemisch auf die sieben häufigsten organischen UV-Filter analysiert: Alle Stoffe konnten im Geschinersee nachgewiesen werden, und zwar in Konzentrationen von bis zu 800 ng/L. Die Konzentrationen stiegen im Lauf des Lagers wegen dem regelmässigen Badebetrieb an, besonders auffallend war dies für die beiden Stoffe Benzophenon-3 und Octocrylen. «Die gemessenen Konzentrationen lagen in derselben Grössenordnung wie die vorläufigen Qualitätskriterien für diese Stoffe», sagt Projektleiterin Alexandra Kroll. «Wir können also schädliche Wirkungen auf Gewässerorganismen nicht ausschliessen.»
Umfassende Studie zur Situation in der Schweiz geplant
Im Sommer 2024 wird das Oekotoxzentrum mehrere Schweizer Seen mit Badebetrieb über die Saison hin überwachen. «So möchten wir mehr Daten zum Auftreten und der Verteilung von UV-Filtern in diesen Gewässern erhalten», sagt Alexandra Kroll. Ausserdem sind Badeversuche in Versuchsteichen geplant, um den Weg der UV-Filter von der Haut ins Wasser und das weitere Schicksal der Stoffe zu verfolgen. Frühere Messungen haben gezeigt, dass sich die Stoffe in Sedimente verlagern können – dies soll hier überprüft werden. Auch Versuche zur Wirkung von UV-Filtern auf Sedimentorganismen und zur historischen Belastung von Seen mit Hilfe von Sedimentkernen sind geplant. «So möchten wir ein umfassendes Bild zur Situation der UV-Filter in Badeseen der Schweiz gewinnen», erklärt Alexandra Kroll.
Infoblatt zu Sonnenschutzmitteln in Gewässern
Video zum Projekt im Geschinersee
Verschiedene Typen von UV-Filtern
Um die Haut vor UV-Strahlung zu schützen, enthalten Sonnenschutzmittel organische (also chemische) oder mineralische (also physikalische) UV-Filter. Jeder UV-Filter schützt in einem bestimmten Wellenlängenbereich. Die Stoffe werden häufig in Mischungen eingesetzt, um einen breiten Schutz zu gewährleisten. Organische UV-Filter sind Substanzen, die UV-Strahlung aufnehmen und in Wärmestrahlung umwandeln. Insgesamt sind in der Schweiz 28 organische UV-Filter zugelassen. Mineralische UV-Filter enthalten kleine Teilchen, die UV-Strahlen absorbieren und reflektieren und so die Haut vor der Sonnenstrahlung schützen. Die beiden derzeit zugelassenen mineralischen UV-Filter sind Titandioxid (TiO2) und Zinkoxid (ZnO).