Bewertungsgruppen zur Beurteilung der Gemischtoxizität
Retrospektive Umweltverträglichkeitsprüfungen, z. B. im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), beruhen auf gesetzlich festgelegten Umweltqualitätsnormen (EQS). Diese wiederum basieren auf Gefahrenabschätzungen für die direkte Toxizität für Primärproduzenten, Wirbellose und Wirbeltiere, die direkte Toxizität für Sedimentorganismen, die Sekundärvergiftung für fischfressende Vögel und Säugetiere sowie die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit nach dem Verzehr von Trinkwasser und Fischereierzeugnissen. Als endgültiger EQS wird der niedrigste dieser Werte gewählt.
Um das Risiko für einen Stoff zu bewerten, werden die gemessenen Umweltkonzentrationen mit den EQS verglichen. Das Oekotoxzentrum hat einen Ansatz zur Bewertung der Gemischtoxizität entwickelt, in dem die resultierenden Risikoquotienten jeweils für alle Stoffe eines Gemischs aufsummiert werden, die für eine Bewertungsgruppe relevant sind. Bis jetzt wird dieser Ansatz auf direkte Effekte für Primärproduzenten, wirbellose Tiere und Wirbeltiere und auf Sekundärvergiftungen angewendet. In dieser Fallstudie soll der Ansatz auf alle Endpunkte der WRRL ausgedehnt werden (d.h. auf die Toxizität auf Sedimentorganismen, die menschliche Gesundheit über den Konsum von Trinkwasser und die menschliche Gesundheit über den Konsum von Fischereiprodukten). Zur Veranschaulichung des Ansatzes wird er auf Überwachungsdaten angewandt und mit Vorhersagen auf der Basis einer Konzentrationsaddition verglichen, die auf den zugrunde liegenden Daten in den EQS-Dossiers basieren.
Die Projektergebnisse können für die Risikobewertung von Gemischen im Rahmen der WRRL von Nutzen sein. Eine Risikobewertung für Gemische auf der Grundlage von Bewertungsgruppen ist wissenschaftlich fundierter und leichter zu vermitteln als der allgemeine Mischungs-EQS für Pestizide von 500 ng/l aus dem aktuellen WRRL-Vorschlag und berücksichtigt auch den Beitrag der anderen prioritären Stoffe zum Gemischrisiko.